Die Politik ist aufgewacht – zumindest scheint es so. Sie stellt fest, dass die Menschen – alt und nunmehr auch jung – zu dick bzw. fettleibig sind und dass die Zahl der an Diabetes erkrankten Menschen von Jahr zu Jahr steigt (rund 8% der Deutschen sind betroffen). Obwohl dies nun endlich erkannt ist, wird das Thema nur zögerlich behandelt bzw. die wirklich notwendigen Schritte werden unterlassen, um Schaden vom Volke abzuwenden (Eid der von jeder Bundesregierung zu leisten ist): Dies ist der eigentliche Skandal.
Warum?
Schaut man/frau in’s Internet, um sich über die Problematik bei den für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständigen Ministerien zu informieren, so kann das nur vollkommenes Unverständnis erzeugen.
Was haben seinerzeit Frau Schmidt, Frau Schavan, Herr Seehofer und jetzt deren NachfolgerInnen und ihre Mitarbeiter ausgeheckt?!
Da gibt es:
1) Gesunde Ernährung und Bewegung – Schlüssel für mehr Lebensqualität (BMELV und BMG)
2) Forschungsinitiative für besseres Verständnis von Diabetes (BMBF)
Zu 1):
BMELV und BMG haben gemeinsam ein Eckpunktepapier der Bundesregierung erstellt. Dieses Papier enthält im Wesentlichen altbekanntes Blabla in der üblichen Form mit der „überraschenden Erkenntnis“, dass was getan werden muss. Als jemand, der die von Politikern geforderte Selbstverantwortung schon länger wahrnimmt, als dies von denen gepredigt wird, suche ich vergebens nach Hinweisen, was ich nun selbst zur Vorsorge tun kann/soll bzw. was nun kurzfristig konkret staatlicherseits regulativ getan wird. Hier erfolgt nun der Hinweis:
zu 2):
das BMBF verkündet in seiner Pressemitteilung vom 10.05.07 mit Stolz, dass es 100 M€ für die Forschung zum besseren Verständnis von Diabetes bereitstellt *). Die Forscher-Community in D wird es freuen, der an Diabetes Erkrankte hat in den nächsten vielen Jahren nichts davon! Wenn es darum gehen soll, zu helfen, so reichen die derzeitigen Erkenntnisse vollkommen aus, um einen Großteil des Diabetes-Problems unverzüglich in den Griff zu bekommen. In der Frühphase der DiabetesII Erkrankten reicht die Investition in Literatur aus. Diese Bücher - zumindest die seriösen - erklären durchaus einleuchtend alle Zusammenhänge und geben Ratschläge, wie durch vernünftige Ernährung und Bewegung das DiabetesII-Problem in den meisten Fällen in den Griff zu bekommen ist, d.h. wenig Medizin bzw. ohne Insulin spritzen zu müssen.
*) 2017 sind 10 Jahre um. Man/frau kann gespannt sein auf die Ergebnisse (falls nicht weitere Studien folgen, weil angeblich die Erkenntnisse nicht ausreichen).
Die grundsätzliche Lösung, die sofort greifen kann (und weiteren Schaden vom Volke abwenden kann, auch materiell im Sinne von Kosteneinsparungen, vermutlich in Mrd€-Größenordnung) lautet:
Raus mit dem Zucker, Süßstoffen, Geschmacksverstärkern und Appetitanregungsmitteln aus den Lebensmitteln!
Diese sofort wirkende Maßnahme ist natürlich vollkommen ungeeignet für Politiker, hier regelnd einzugreifen, da sie der „starken Lobby“ der Zucker-, Lebensmittel-Industrie usw. nicht gewachsen sind. Sie verstecken sich hinter den Argumenten wie „wir haben eine freie Markwirtschaft“, „wir müssen erst die genauen Zusammenhänge kennen“, „Gefährdung´der Arbeitsplätze“ usw. Das ist Blödsinn!!!
Warum ist es z.B. gelungen, das Blei aus dem Benzin zu bekommen? Warum ist es möglich, Rauchverbote zu erlassen? Und es sei nicht möglich, den Zucker und all die anderen schädlichen Stoffen aus den Lebensmitteln zu bekommen?! Wozu brauche ich Zucker im Senf, in der Salami, im Ketchup und vielen anderen Lebensmitteln? Wenn mir in einem Lebensmittel Zucker fehlen sollte, kann ich ihn mir selber dazu tun. Aber diese Option wird mir nicht einmal geboten. Vergleicht man/frau alte Koch-/Rezeptbücher, so ist in diesen kein oder kaum Zucker enthalten, im Gegensatz zu heutigen Rezepten, wo es ohne Zucker nicht zu gehen scheint.
Ein Beispiel, mit welcher Heuchelei und Verlogenheit Politik betrieben wird:
Die „Plattform Ernährung und Bewegung“ (www.ernaehrung-und-bewegung.de oder www.pebonline.de ), ist eine Gründung des Bundes für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e. V.: (BLL) (Mitgliedergruppe B), des Bundeselternrat (BER) (Mitgliedergruppe D), der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) (Mitgliedergruppe A), der Centralen Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA) (Mitgliedergruppe B), die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin (DGKJ) (Mitgliedergruppe F), der Deutsche Sportbund (Mitgliedergruppe C), der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG)
(Mitgliedergruppe G) sowie der Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der Gesetzlichen Krankenkassen, vertreten durch den Bundesverband der Innungskrankenkassen (IKK) (Mitgliedergruppe E).
Mitglieder dieses „gemeinnützigen“ Vereins sind (oder waren) neben den oben angeführten Mitgliedern unter anderem:
Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e.V.
Coca Cola GmbH
Danone GmbH
Deutsche SiSi-Werke GmbH (Capri-Sonne)
Deutscher Hotel- und Gaststättenverband e.V. (DEHOGA)
Deutscher Süßstoffverband e.V.
Deutscher Verband der Aromenindustrie e.V.
Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG
Ferrero Deutschland GmbH
Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten
Info-Zentrum Schokolade
Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG
Katjes Fassin GmbH & Co. KG
Kaugummi-Verband e.V.
Kraft Foods Deutschland GmbH
Masterfoods GmbH (Mars)
McDonald’s Deutschland Inc.
Nestlè Deutschland AG
PepsiCo Deutschland GmbH
Schwartauer Werke GmbH & Co. KG
Sweets Global Network e.V.
Unilever Deutschland GmbH
Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie e.V.
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker e.V.
Wenn man sich also diese Liste anschaut, so ist wohl kaum anzunehmen, dass der Verein ein ernsthaftes Interesse hat, Ernährungsprobleme zu lösen: Zucker, Süßstoffe, Appetitanreger, Geschmacksverstärker usw. aus den Nahrungsmitteln zu verbannen. Und das alles mit dem Segen unserer Bundesregierung, die geschworen hat, Schaden vom Volke abzuwenden!
Wenn diese o.a. Ernährungsweise des weitgehenden Verzichtes auf Zucker und anderer Süßstoffe vielleicht auch nicht eine 100% sichere Methode zur Diabetes-Vermeidung oder Bekämpfung sein mag, so ist sie offensichtlich doch in sehr vielen Fällen dazu geeignet, das Risiko zu mindern. Und allein das würde eine Kampagne bzw. eine Gesetzgebung rechtfertigen, den Zucker, den Süßstoff, die Geschmacksverstärker und Appetitanreger aus den Lebensmitteln zu verbannen. Die Drohung der Zuckerindustrie mit Arbeitsplatzverlusten (Todschlagargument) muss sicherlich nicht ernst genommen werden, da sich mit Zucker auch anders Geld verdienen lässt.
Das Problem kann sofort angegangen werden und bedarf nicht aufwendiger Studien, Gremien, Anhörungen, Diskussionen und alles, was sonst an Aktionismus stattfindet, um letztendlich doch nicht konsequent zu entscheiden.
Höchst bedenklich war vor einiger Zeit die Fernsehwerbung eines Pharma-Konzerns, die einen Jugendlichen zeigte, der folgendes sagte: „Ich habe Diabetes, aber ich habe gute Medikamente“.